
Prävention und Gesundheitsförderung in der Hausarztpraxis: neues Forschungsprojekt am ifam Essen gestartet
Mit Jahresbeginn ist am ifam Essen das neue Forschungsprojekt „Positive Health Innovation“ gestartet. Die multizentrische Studie soll mit der Implementierung des neuen Beratungskonzepts „Positive Health“ zur Verbesserung der hausärztlichen Versorgung beitragen.
In der Gesundheitsversorgung der Zukunft sollen Prävention und Gesundheitsförderung eine stärkere Rolle als bisher spielen. Bislang mangelt es allerdings noch an praktikablen Konzepten, wie dieses gesundheitspolitische Ziel im medizinischen Alltag erreicht werden kann. Das von der niederländischen Allgemeinärztin Machteld Huber entwickelte Beratungskonzept Positive Health bietet einen vielversprechenden Ansatz zur Gesundheitsförderung in der Hausarztpraxis und anderen medizinischen Einrichtungen. Positive Health wird aktuell in den Niederlanden nicht nur von vielen Ärztinnen und Ärzten in der Sprechstunde angewendet, sondern hat dort auch zu einer erfolgreichen patientenorientierten Neuausrichtung des Gesundheitswesens beigetragen.
„Ich freue mich, dass wir zur Einführung von Positive Health beitragen und in dem Zuge beforschen können, wie sich Positive Health in das deutsche Gesundheitssystem integrieren lässt,“ erklärt Prof. Dr. Jürgen in der Schmitten, Leiter des ifam Essen. Auch als Hausarzt steht in der Schmitten hinter dem Konzept: „Positive Health könnte dazu beitragen, die Selbstwirksamkeit von Patientinnen und Patienten zu stärken und sie darin zu unterstützen, selbst aktiv werden zu können, um ihre Situation zu verbessern.“
Im Zentrum von Positive Health steht ein grafisches Erhebungsinstrument, auf dem eine Person die eigene Gesundheit in sechs Dimensionen zwischen 0 und 10 bewerten kann. Das resultierende „Spinnennetz-Diagramm“ ist der Ausgangspunkt für die moderierte Selbstreflexion einer Person oder auch einer Gruppe und soll gesundheitsfördernde Eigenaktivitäten unterstützen (Empowerment) sowie eine effektivere medizinische und psychosoziale Unterstützung ermöglichen.
Konsortialführer der multizentrischen Studie „Positive Health Innovation“ ist das Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (iamag), Uni Witten/Herdecke. Weitere Studienzentren sind die allgemeinmedizinischen Universitätsinstitute in Essen und Heidelberg. „Positive Health Innovation“ wird mit einer Summe von 2,5 Millionen Euro aus öffentlichen Geldern des Innovationsfonds des G-BA über drei Jahre gefördert. In diesem Zeitraum soll das Beratungskonzept in drei regionalen Gesundheitsnetzen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz mit 15 Hausarztpraxen erprobt werden.

Das Studiendesign sieht drei Phasen vor: Zuerst erfolgt eine Weiterentwicklung des Konzepts für Gesundheitsnetze unter Einbeziehung der relevanten Stakeholder sowie unter Berücksichtigung der regionalen Gegebenheiten. Die anschließende praktische Erprobungsphase erfolgt in den hausärztlichen Praxen. Abschließend erfolgt die Auswertung und der Transfer der Ergebnisse mithilfe aller Projektbeteiligten mit dem Ziel, die Intervention zukünftig in der Regelversorgung anwendbar zu machen.
Für das Forschungsteam in Essen liegt ein Arbeitsschwerpunkt auf der Implementierung des Beratungskonzepts in den Arzt- und Gesundheitsnetzen vor Ort. „Das wird eine spannende und vielfältige Aufgabe, die unter anderem beinhaltet, ein Konzept für die Gesundheitsförderung mit Positive Health im regionalen Netzwerk zu entwickeln und in der jeweiligen Region erfolgreich umzusetzen. Es gilt zudem auch Möglichkeiten zu schaffen, die den teilnehmenden Hausarztpraxen und Gesundheitsnetzen eine Plattform des Austauschs bieten,“ erklärt Dr. Philip Schillen, der das Projekt am Studienzentrum Essen leitet.

Die Projektbeteiligten
Die Konsortialführung des Projekts liegt beim Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (iamag), Universität Witten/Herdecke (Prof. Dr. Achim Mortsiefer). Beteiligte Konsortialpartner sind das Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Duisburg-Essen (Prof. Dr. Jürgen in der Schmitten), die Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Heidelberg (Prof. Dr. Attila Altiner), das Institut für Allgemeinmedizin, Centre for Health and Society (ifam/chs), Universitätsklinikum Düsseldorf (Prof. Dr. Stefan Wilm), die Abteilung für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Ruhr-Universität Bochum (Prof. Dr. Nina Timmesfeld) sowie das Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie der Universität zu Köln (Prof. Dr. Stephanie Stock). Das Projekt erfolgt in Kooperation mit dem niederländischen Zentrum „Positive Health International“ sowie dem Dachverband Salutogenese e.V..
Text: Catrin Beu